"Sie hab'n das Herz genommen"
Ein alkoholisierter Autolenker hatte trotz gesperrter Straße einen jungen Menschen,
der gerade mit Straßenmarkierungsarbeiten beschäftigt war, angefahren und schwer
verletzt. Das Unfallopfer wurde sofort in das Krankenhaus nach Eisenstadt eingeliefert.
Die Ärzte stellten dort schwerste Kopfverletzungen fest.
Die Mediziner machten über den Grad der Verletzung keine konkreten Angaben. Eines stand
jedoch fest: Die Kopfverletzung war so schwer, dass der junge Mann nicht mehr sprechen
konnte. Nach einem Test, der zufriedenstellend verlief, konnte der Junge alles verstehen
und die vereinbarten Zeichen mit seinen Händen auf Ja und Nein geben.
Nach ein paar Tagen wurde er in ein Unfallkrankenhaus nach Wien überstellt, und die
Mutter erhoffte sich eine Besserung seines Gesundheitszustandes durch eine bestmögliche
Betreuung. Bei den täglichen Besuchen sprach die Mutter mit ihm über die Zukunft,
über seine neue Wohnung, die jetzt umgebaut werden müsste, und übermittelte
auch Grüße von seiner Verlobten, was den jungen Mann sichtlich sehr freute.
Jedoch einen Tag später, nachdem die Mutter wieder bei ihm auf Besuch gewesen war,
erfolgte ein Telephonanruf aus dem Spital: Helmut, der Sohn, war plötzlich an Herzversagen
gestorben. Diese Nachricht traf die Mutter natürlich wie ein Keulenschlag, wie ein Blitz
aus heiterem Himmel. Sie hatte doch einen Tag zuvor mit ihm noch gesprochen und für die
Zukunft Pläne geschmiedet. Die Ärzte hatten ihr doch versichert, dass er ein starkes
Herz hätte, das Herz eines Sportlers, und auch eine Überlebenschance. Es schien
ihr so, als ob sein Gesundheitszustand doch Fortschritte gemacht hätte, und jetzt war
er nicht mehr am Leben.
Sie fuhr sofort in das Krankenhaus und traf dort keinen kompetenten Arzt und auch keine
Krankenschwester an. Sie irrte umher, öffnete jedes Zimmer und jeden kleinen Raum, bis
sie endlich ihren Sohn in einem kleinen Zimmer fand. Sie stellte sofort fest, dass seine
Beine mit breiten Leukoplaststreifen zusammengeklebt waren. Einen Tag zuvor hatte sie ihm
noch ein neues Hemd angezogen, das jetzt voll Blut war, und er selbst hatte eine
sonderbare Haltung eingenommen.
Die Mutter las einmal in einer Zeitschrift von den Tonbandstimmen. Sie informierte
sich näher und rief danach bei mir an. Wir vereinbarten einen Termin bei uns im
VTFÖ-Lokal und später dann bei mir zu Hause, zu einer Einspielung. Vorerst
schrieb sie mir einige Fragen auf, weil sie selber nicht in der Verfassung war,
irgendwelche zu stellen. So habe ich allein die Einspielversuche durchgeführt und
kannte vorerst nicht alle Einzelheiten, die sich in den Krankenhäusern von Eisenstadt
und Wien abgespielt hatten. Stimmenbeispiel aus dem Protokoll der Einspielung: Wie ich erst später erfahren habe, hat man im Krankenhaus Eisenstadt der
Mutter erklärt, dass bei einer so schweren Kopfverletzung überhaupt keine
Überlebenschance besteht. Er wäre eben ein geeigneter Herzspender. Er war
kräftig, von sportlicher Natur, und die Ärzte stellten ein überaus gesundes
Herz fest. Als die Mutter das hörte, ließ sie ihren Sohn sofort nach Wien
überstellen. Er konnte auch dort seinem Schicksal nicht entkommen.
Hinweis: Laut Prof. Dr. Paul Sporn, Vorstand der Intensivmedizin, ist das Spital
im Recht. In Österreich dürfen nur dann keine Organe entnommen werden, wenn der
Betroffene sich zu Lebzeiten dagegen ausspricht. Quelle: Neue Kronenzeitung vom30. März 2005. "Wirbel um
Erlaubnis einer Organentnahme."
Kommentar von Rudolf Passian zum Thema Organentnahme/Organraub
"Helmut bitte sage mir, warum bist du gestorben?"
Die Antwort war erschütternd: