Instrumentelle Transkommunikation Zeitungsbericht




Das sind die erschreckenden Fakten:
So skrupellos werden viele hundert Menschenleben in Gefahr gebracht
VON ERICH VORRATH - "Neue Kronen-Zeitung", vom 31. 1. 2002, Seite 8.

Es war wie in einem Action-Thriller: 150 Polizisten stürmten eine Halle am Flughafen Fiumincino in Rom, legten Enzo Fregonese, Boss der Firma Panaviation, die gebrauchte Flugzeugteile verschachern soll, Handschellen an. Und staunten nicht schlecht: Sechs ausgeschlachtete Alitalia-Airbus - 1992 um das Spottgeld von 23.000 Euro gekauft - standen wie metallene Riesen-Skelette im Hangar, in Containern 80.000 aus den Schrotthaufen stammende Ersatzteile zum Abtransport bereit - Computer, Bremssysteme, Triebwerke. Kurz zuvor waren in Neapel weitere zwei Container beschlagnahmt worden.

"Die heiße Fracht war für die USA bestimmt. Eine dortige Firma hätte die mit gefälschten Papieren als neu deklarierten Gebrauchtteile dann an verschiedene Fluggesellschaften in aller Welt verteilen sollen." Das sagt die Polizei.

Ein Firmenanwalt dagegen sieht keinen Gesetzesverstoß: "Wir hatten die erforderlichen Bewilligungen. Das Material war als nicht verwendbar klassifiziert und für die Darbee Aerospace bestimmt." Ein US-Geschäftspartner des italienischen Unternehmens.

Anselm Mocci von der Zollpolizei schüttelt jedenfalls nach einem ersten Rundgang den Kopf: "Ungeheuerlich. Die zum Versand bereit gestellten Teile waren nicht einmal fachgerecht ausgebaut worden, offensichtlich von unqualifiziertem Personal."

Und dennoch wäre - wie bisherige Ermittlungen ergaben - das gesamte Material als funkelnagelneue Ersatzteile zahlreichen Fluggesellschaften angeboten worden. Höchstens aufpoliert oder frisch lackiert. Und mit einem falschen Zertifikat. Denn Ersatzteile für Flugzeuge gelten als besonders "sensibel", müssen daher vor dem Einbau auf Herz und Nieren geprüft werden, damit sie nach menschlichem Ermessen allen Belastungen standhalten.

Solche Teile, in Fachkreisen "Bogus Parts" genannt, werden um rund 50 Prozent billiger auf den Markt geworfen. Natürlich verlockend für die Sparmeister in den oberen Etagen der Fluggesellschaften. Und Aufrechte, die dieser Verlockung widerstehen wollen, werden oft mit Schmiergeld zum Kauf "überredet". Enzo Fregonese beispielsweise und seine Tochter Patrizia sollen für diesen Zweck Unsummen auf österreichischen Konten bereit gehalten haben. Frisch gewaschen . . .

Fregonese und seine Panaviation sollen ja nur die Spitze eines Eisberges sein im internationalen Geflecht der Flugzeug-Mafia. Einem Dickicht, in das die Polizei schon seit Jahren einzudringen versucht. Die Initialzündung zu den mühevollen Recherchen gab es bereits 1995. Seit damals ermittelt die sardische Provinzstaatsanwaltschaft von Tempio Pausania wegen eines Raubes von Ersatzteilen auf dem Flughafen Olbia. Und schon bald stießen die Fahnder auf ein weit verzweigtes Netz ziemlich dubioser Firmen, die alle mit Flugzeugteilen kräftig abkassieren. Die Fluggesellschaften können sich durch diese "Bogus Parts" - das Zentrum des Handels ist Miami in Florida - nämlich ein nettes Sümmchen ersparen, besteht doch beispielsweise ein Jumbo immerhin aus einer Million Teilen!

Der Tod kam mit den Ersatzteilen.
Nur: Fliegt eine Maschine mit "runderneuerten" Ersatzteilen, kann der Tod als unsichtbarer Co-Pilot im Cockpit sitzen. Der Absturz des Airbus über dem New Yorker Stadtteil Queens mit 265 Toten könnte seine bisher nicht eindeutig geklärte Ursache in einem "Bogus Part" haben. Es ist damals das Seitenruder abgerissen, so viel steht fest - keiner wusste jedoch bisher, warum es zu diesem Bruch des Materials kam, der eigentlich unter keinen Umständen hätte passieren dürfen. Jetzt scheint die Lösung dieses Rätsels in greifbare Nähe gerückt - American Airlines, Betreiber der Unglücksmaschine, hatte seine Ersatzteile bei Panaviation in Rom geordert. Kein Wunder, dass das FBI sich sofort dieses Falles annahm. Weitere sechs Flugzeugabstürze werden ebenfalls neu aufgerollt. Schlich sich überall der Tod mit den Ersatzteilen aus Rom an Bord . . .?

Blättern wir in der Chronik der Luftfahrt-Katastrophen, so begegnen wir immer wieder unter dubiosen Umständen von Fluggesellschaften erworbenen Ersatzteilen. 1989 starben in Norwegen 55 Menschen bei einem Flugzeugunglück. Ursache: Das Seitenruder wurde aus der Verankerung gerissen - es war kein Originalteil.

Aufsehenerregende Zahlen kommen von der US-Luftfahrtsbehörde: Zwischen Mai 1973 und April 1993 gab es allein in den Vereinigten Staaten 66 Abstürze oder schwere Zwischenfälle, die alle nur eine Ursache haben dürften: Bei der Reparatur der Maschinen hatte man zu den billigeren Gebrauchtteilen gegriffen.

Mysteriös ein Fall aus dem Jahre 1995: Beim Absturz einer Maschine der American Airlines wurden 164 Menschen getötet. Als die Unfallkommission mit ihren Untersuchungen begann, fehlten aus dem Wrack nicht weniger als 523 Teile. Wahrscheinlich alles verdächtiges, möglicherweise defektes Material aus dem "Second-hand Shop" vermuten die Ermittler, denen diese Teile offenbar nicht in die Hände fallen sollten. Aber wer hat diese Beweisstücke so blitzschnell entfernt? Alle Ermittlungen in dieser Sache verliefen im Sand . . .

Es drohen nur fünf Jahre Haft.
Wie viele Abstürze, wie viele Menschenleben hat die Flugzeug-Mafia tatsächlich auf dem Gewissen? Eine Frage, die kaum zu beantworten ist.

Nur: Das alles scheint lediglich ein "Kavaliersdelikt" zu sein: Werden nämlich in den Vereinigten Staaten solche gewissenlosen Verkäufer von Teilen aus abgewrackten Flugzeugen erwischt, drohen ihnen höchstens fünf Jahre Haft. Da lohnt sich das Risiko schon.

Und die Toten?

Skrupel kennt die Flugzeug-Mafia da nicht . . .

Sechs dieser Airbusse wurden in einer Halle am römischen Flughafen ausgeschlachtet

Inferno in Queens, 265 Tote: Gebrauchtteile sollen die Katastrophe ausgelöst haben

Wie konnte das Seitenruder über New York abreißen?

Hunderte Todesopfer: Die Angehörigen sind verzweifelt . . .


Seiteanfang oder Home - Startseite